Impuls November 2021

Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben

Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben (Joh. 14,6)

 

November, das Kirchenjahr neigt sich dem Ende entgegen. Die Ernte ist eingebracht, die großen Reisen vorbei, im Kirchenjahr haben wir fast alle Feste gefeiert, auch wenn mit einigen coronabedingten Veränderungen.

Der November beschließt den Jahreskreis mit einem besonderen Gedenken unserer Heiligen (Fest Allerheiligen am 1. November), der Verstorbenen unserer Familien, Bekannten, Gemeinden, (Gräbersegnung an Allerseelen, Totensonntag), derer für unsere Gesellschaft Gefallenen (Volkstrauertag). Wir zeigen mit Nachdruck unsere gemeinschaftliche Verbundenheit mit unseren Verstorbenen.

Am Monatsende steht das Fest Christkönig. Alles aus dem Jahreskreis wird zusammengefast in Betrachtung dessen, der uns leitet und an dem wir uns ausrichten.

 

Mich persönlich bewegen drei verschiedene Gedanken in dem Zusammenhang:

  • Ich sitze gerade in einem Ferienhaus am Limfjord in Dänemark.
    Ein Herbsturlaub in Dänemark genießen wir als Familie ganz besonders. Nicht, weil hier besonders aufregende Attraktionen auf uns warten, ganz im Gegenteil:
    Dänemark strahlt für uns eine besondere, unspektakuläre Ausgeglichenheit aus. Es ist vieles einfacher, bescheidener, leiser als zu Hause, aber von einer besonderen funktionalen Ästhetik.
    Ein Herbsturlaub in Dänemark genießen wir als Familie ganz besonders. Nicht, weil hier besonders aufregende Attraktionen auf uns warten, ganz im Gegenteil:
    Dänemark strahlt für uns eine besondere, unspektakuläre Ausgeglichenheit aus. Es ist vieles einfacher, bescheidener, leiser als zu Hause, aber von einer besonderen funktionalen Ästhetik.
  • Ich habe gerade das Buch „Von der Pflicht“ gelesen von Richard David Precht, einem Philosophen, der gerade medial auch recht präsent ist und mit einigen Äußerungen auffällt, die so gar nicht in die Zeit zu passen scheinen.
    In dem Buch führt Precht seine Beobachtung über die aktuelle Entwicklung der Gesellschaft, gerade im Lichte der Corona-Situation, aus. Er beklagt die zunehmende Fokussierung auf Geld, die immer stärkere „Kundenmentalität“ der Bürger zum Staat, und damit auch allen gesellschaftlichen Gemeinschaften, Kirchen eingeschlossen.
    Er ist sehr besorgt um die weitere Entwicklung und schlägt, zum Durchbrechen dieser Situation, einen „Gesellschaftsdienst“ für jeden Bürger vor, Pflichtjahre ähnlich dem Wehr und Zivildienst in der Vergangenheit für Junge Menschen vor Eintritt ins Berufsleben und mit dem Eintritt in die Rente vor.
    Für mich ein sehr interessanter und nachvollziehbarer Ansatz.
    Nicht der Zwang steht für mich im Vordergrund, sondern der Gedanke, dass wir uns wieder stärker auf Gemeinschaft ausrichten und ihre Pflege in unser Handeln einbauen.
  • Gleichzeitig lese ich einen unterhaltsamen Krimi aus der Belletristikreihe, also keine gehobene Literatur, „nur“ Unterhaltung:  „Mein Wille geschehe“ von Bernd Schwarze.
    Der Autor lässt in diesem Roman den Hauptprotagonisten, einen Pastor, in seinem Glauben zweifeln, ein recht unglückliches Leben führen. Durch besondere Umstände wird er zum Täter, bringt einen herrschsüchtigen und gewalttätigen Mann mehr oder weniger im Affekt um. Durch diese Tat nun wird der Pastor in seinem Handeln, Denken so motiviert, dass er sich zu weiteren Taten berufen fühlt, um Unrecht zu beenden. Gleichzeitig entwickelt er in seinem pastoralen Handeln eine Kraft, die andere begeistert, mitreißt.
    Ich habe das Buch noch nicht zu Ende gelesen, daher muss ich Ihnen den Ausgang vorenthalten. 

Diese Gedanken und November in unserem Jahreskreis, wie kommt das zusammen?
Passt es überhaupt?
Ein glaubenszweifelnder Pastor ist vermutlich nicht die Ausnahme. Einen tötenden Pastor sollte es nicht geben.
Aber im Glauben, im Handeln Motivation und Energie wiederfinden durch einen Perspektivwechsel, das kann ich sehr gut nachvollziehen. Mal die Dinge in Gedanken auf den Kopf stellen, Gedanken gegen das eigene Handeln zulassen, das finde ich reizvoll.
Und Precht mit seinem gesellschaftlichen Dienst?
Das könnte ein solcher Perspektivwechsel sein. Den Dienst werden wir wohl sobald nicht bekommen, aber es gibt Möglichkeiten sich in Gesellschaft, Vereinen, in Kirche, unserer Gemeinde zu engagieren. Neue Erfahrungen sind unvermeidlich. Und: es ist einfach, das einzubringen, was man bereit ist zu geben. Versuchen Sie es.
Dänemark: Eine Gesellschaft/Gemeinschaft, die deutlich „leiser“ daherkommt, die ausgeglichener, rücksichtsvoller ist, auch kinderfreundlicher.
Es braucht nicht viel: nehmt Rücksicht aufeinander.


Und nun November: fangen Sie dem Perspektivwechsel mit einem Besuch auf dem Friedhof an. Ein Spaziergang an einem trüben Sonntagnachmittag, alleine oder mit Partner, Familie, einem lieben Menschen. Natürlich kann man dabei die Gräber der Angehörigen besuchen.

Es lohnt aber auch, wenn die eigenen Angehörigen weit weg begraben sind, einfach so einen Friedhof, Friedwald, einen Gedenkplatz zu besuchen und die Gedanken schweifen zu lassen, an Momente mit Verstorbenen zu denken, ein Gebet zu sprechen.

 

Wagen Sie es, für sich und für die Gemeinschaft …

 

Jesus sagt: „Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben“

Auf ihn können wir uns einlassen.

 

Thomas Schink

 

 

Quellen:

  • Bibel, Evangelium nach Johannes, Kap. 14, Vers 6
  • Richard David Precht, Von der Pflicht – Eine Betrachtung
    Goldmann Verlag 2021
  • Bernd Schwarze, Mein Wille geschehe, Kriminalroman
    Knaur Verlag 2021

 

 

Übrigens:
In einer Kirche hier in Dänemark haben wir eine besonders schöne Idee aufgegriffen für unsere Kleinsten in der Kirche: Ein Beispiel für einfach, aber schön.
Wir bringen diese Idee mit in unsere Gemeinde.
Lassen Sie sich überraschen :-)
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Thomas Schink